Diese Wattwanderungen solltest du dir nicht entgehen lassen

Herrlich frische Luft, spazieren vor einem endlosen Horizont – das ist Wattwandern. Wir zeigen dir, wo es die spannendsten Touren gibt. Aber immer mit Wattführer, sonst nehmen dich die Priele mit!

Wandere mit uns durch alle Watt-Destinationen Deutschlands von Nord nach Südwest!

Moin, moin! Dass die kleinen Sandwürste im Watt Abraum der Wattwürmer sind, weiß man noch. Aber da hört’s dann bei den meisten auch schon auf. Wattschnecke? Knutt? Nonnengans? Nie gehört.  

Doch jeder Mensch ist lernfähig. 10.000 mit bloßem Auge sichtbare Tierarten gibt es im Wattenmeer zu entdecken, das übrigens UNESCO Weltnaturerbe ist. Diese Welt kann dir ein zertifizierter Wattführer am besten zeigen. Und wo diese ihre spannenden Touren anbieten, können wir dir am besten zeigen. 

Übrigens: Wegen der Gefahren durch reißende Priele und Schlicklöcher sollte man sogar unbedingt mit einem Wattführer losdackeln. Watt mutt, dat mutt! Und auch bei den Tiden (Sinken und Steigen des Wasserstands) kann man sich schnell verschätzen. Der Autor dieser Zeilen ist als kleiner Knopf selbst mal von der Flut überrascht worden und stand kniehoch im Watt. Welchen Lauf dieses Drama nahm, erzähl ich am Ende. Zurück zum Thema: 

Wattwandern zu Schleswig-Holsteins Nordseeinseln 

Sylt

Die nördlichste deutsche Nordseeinsel bietet um sich herum alle drei Wattarten. An den Wattexkursionspunkten in Sylt-Ost warten Schlick- und Mischwatt mit ihrer eigenen Artenvielfalt auf. In Hörnum, Kampen und List hingegen gibt es neben den genannten vor allem Sandwatt. Auch bei Hochwasser gibt es vor Sylt was zu sehen: Seehunde haben hier die größten Rastplätze und lassen sich ab und zu vor der Insel blicken. 

Föhr  

Wem die Karibik zu weit weg oder der Flug dorthin zu teuer ist, der kann genauso gut Föhr nehmen. Die Insel hinter Amrum und Sylt nennt man auch „friesische Karibik“, wegen der weißen Sandstrände. Und du musst nicht einmal fliegen, LAUFEN reicht völlig aus.  

Unser Hoteltipp:

Von der Westküste der 83 Quadratkilometer-Insel aus kannst du die nächste Wattwanderung starten: Zur Nachbarinsel Amrum!

Amrum

Acht Kilometer sind es von Föhr bis zur Amrumer Nordspitze. Auf dem Fußmarsch durchwatest du seichte Priele und kurz vor Schluss das „Mittelloch“: einen tiefen Priel für den sich Badebekleidung empfiehlt. 

Pellworm  

Zehn bis zwölf Millionen Zugvögel stillen ihren Hunger auf der Durchreise im Wattenmeer jedes Jahr, so auch vor Pellworm. Besonders in der Zeit von April / Mai und August / September lassen sich Ringelgänse, Knutts, Pfuhlschnepfe oder Kiebitzregenpfeifer beobachten. Vorträge dazu bietet die Schutzstation Wattenmeer auf Pellworm an – ebenso wie geführte Touren durchs Wattenmeer. 

Unser Hoteltipp:

Die Halligen  

Wieder so ein norddeutsches Wort. Halligen sind kleine Tüpfelchen Land, die, im Gegensatz zu Inseln, bei Sturmfluten auch schon mal untergehen können. Zehn davon gibt es vor der deutschen Küste. 

Der norddeutsche Schriftsteller Theodor Storm schwärmte von der Halligenlandschaft in seiner Novelle „ Halligenfahrt “. Darin berichtet der Erzähler von einem der sicherlich schönsten Funde, die man an den Marschinseln machen kann – den Eiern der Seevögel: 

In einem Tangbüschel, umgeben von einem rötlichen Kranze zermalmter Schaltiere, lagen zwei der großen graugrünen Eier (einer Silbermöwe); sechs Schritte weiter wieder zwei; und dort, etwas seitwärts, schimmerten gar drei von den kleineren Eiern des schwarzen Austerfischers.

Theodor Storm

Geführte Wattwanderungen sind auch zwischen den Halligen möglich, nämlich von Oland (21 Bewohner) nach Langeneß (113 Bewohner), von Hooge (108 Bewohner) nach Norderoog (0 Bewohner) oder von Langeneß nach Oland. 

Unser Geheimtipp: Watt-Postbote Knud Knudsen bringt bis zu vier Mal pro Woche Post zur Hallig Süderoog. Wer will kann ihn im Sommer begleiten – und während des 14 Kilometer-Marsches sicherlich einmalige Anekdoten hören. 

Wattwandern in Niedersachsen 

Insel Neuwerk  

Okay hier starten wir zwar in Niedersachsen (Sahlenburg), landen aber auf der Insel Hamburgs. Ja du hast richtig gelesen, die Insel Neuwerk gehört zur Hansestadt. Nach 11,6 Kilometern zu Fuß oder mit dem Wattwagen erreichst du die Exklave. Zur Sicherheit ist der Weg markiert mit jungen Bäumchen und Büscheln, den Pricken.

Cuxhaven

Im Wattenmeer-Besucherzentrum am Sahlenburger Strand werden neun verschiedene Wattführungen angeboten, die hier einsehbar sind. Besonders beliebt sollen die Exkursionen ins Sahlenburger Watt sein. Hier lernst du Lebensspuren auf dem Wattboden richtig zu deuten oder du kannst beobachten, wie sich eine Herzmuschel wieder eingräbt. Besonderes Highlight: Das Duhner Wattrennen vor Cuxhaven.

Im Cuxland werden die Hannoveraner gezüchtet. Gemeint sind nicht die Bewohner der Hauptstadt Niedersachsens, sondern die berühmte Reitpferderasse. Im Spätsommer liefern sich die Warmblüter ein einmaliges Watt-Wettrennen in Duhnen / Cuxhaven. 2021 findet das Spektakel am 29. August statt, beziehungsweise das ist der Plan zumindest. 

Ostfriesische Inseln

Mit Juist, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangeooge sind fünf von sieben Ostfriesischen Inseln größtenteils autofrei. Eines haben alle gemeinsam: Wer keine Lust auf das Wattenmeer auf der küstenzugewandten Seite hat, kann sich an den breiten hellen Sandstränden auf der Meerseite ablenken. 

Die offiziellen Wattwanderungen des Wattwanderzentrums Ostfriesland gehen 60 oder 90 Minuten und starten in Carolinensiel-Harlesiel, Hilgenriedersiel oder Schillig und führen nach Spiekeroog, Norderney und Minsener Oog. Daneben finden auch Touren mit dem WWF statt, bei denen unter anderem Nonnen- und Ringelgänse beobachtet werden können. 

Besonders beliebt sind Wattwanderungen nach Spiekeroog, Baltrum und Norderney. Sie dauern etwa vier Stunden. Rund 9000 Seehunde leben im niedersächsischen Wattenmeer. Die meisten lassen sich zwischen den Inseln Juist, Memmert und Borkum beobachten. Mit Borkum sind wir auch schon an der niederländischen Grenze angelangt. Bevor du nun loswanderst …  

Ein paar Watt-Survival-Tipps: 

  • Schuhwerk: Gummistiefel sind eher im Winter ratsam. Für den Sommer reichen enganliegende leichte Schuhe, wie Surf- oder Leinenschuhe, mit denen du schneller unterwegs ist. In die gelangt der Sand nicht so leicht und du bist vor scharfen Muschelschalen und Kälte geschützt. 
     
  • Hose: wird nass, versprochen. Daher lieber keinen dicken, niemals trocknenden Beinkleider wie Jeans anziehen. 
  • Regenjacke: Das Wetter kann schnell umschlagen! 
     
  • Sonnenschutz, Kopfbedeckung: Auch wenn es frisch ist, auf dem Watt wird die Sonnenstrahlung intensiviert, da der nasse Boden das Sonnenlicht reflektiert. 
     
  • Außerdem: Handtuch, Proviant in wasserabweisender Tüte und eventuell noch ein Fernglas 

Ach ja, ich schulde dir ja noch das Ende meines Kindheitsdramas, als ich von der Flut überrascht wurde: Als die Flut kam, wurde der Wasserstand nicht einfach höher und man konnte schwimmen. Das wäre ja viel zu einfach. Unser Laufweg verwandelte sich mit steigender Durchwässerung binnen Minuten in einen Sumpf!  

Aber zum Glück haben sich die „Großen”, mit denen ich unterwegs war, Gedanken gemacht und die Wanderroute entlang des Damms einer Lorenbahn gelegt. Auf den retteten wir uns und kamen trockenen Fußes ans Festland. Wahrscheinlich haben wir uns dann ein Fischbrötchen gegönnt. „Eins mit Krabben und eine Cola bitte.” 

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